
Erfahrungen von Dierk Augustin, dem Gründer und Gesellschafter der Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG
Ein Apfel von Augustin ist nicht irgendein Artikel aus dem Obstangebot, sondern ein lebendiges Produkt, das jedes Jahr immer wieder aufs Neue aus gelebter Verbundenheit mit Sonne und Wind, Kälte und Nässe, gutem und schlechtem Wachstum entsteht. Und trotz Rückschlägen durch Hagel oder Frost ist die Arbeit mit den Obstbäumen und der Natur für mich zutiefst erfüllend. Durch sie entsteht eine Lernerfahrung mit einer tiefen Essenz.
Als Obstbauer spreche ich immer mit großer Begeisterung über diese Erfahrung und die Verbundenheit mit der Natur. Mit ihr begegne ich auch meinem Team im Hof, den Mitarbeitern in der Vermarktung, meinen Geschäftspartnern, den Großhändlern bis hin zum Endverbraucher, der am Ende den Augustin-Apfel in der Hand hält und isst. Mir ist wichtig, dass alle Beteiligten ein Bewusstsein dafür haben, wie wertvoll der Apfel ist, den sie kaufen – dann bin ich zufrieden.
Die symbiontische Kraft aus Erzeugung und Vermarktung entsteht durch eine starke kommunikative Zusammenarbeit. Herkömmliches Anliefern der Äpfel und die dann bezahlt zu bekommen, das reicht nicht! Die Weisheit aus den gewonnenen Erkenntnissen des Obstbaus muss mitgeliefert werden. Dann kann kraftvoll, authentisch an die nächsten Handelsstufen weiterverkauft werden.
Durch diese Art des Handelns entsteht Vertrauen auf der Basis jedes individuellen Glieds der Handelskette. Ich habe festgestellt, dass es für diese symbiontische, kommunikative Vermarktung genügend Nachfrage gibt. Getrenntes Arbeiten von Erzeugung und Vermarktung kann das nicht erreichen. Das ist nur durch Zusammenarbeit möglich! Das ist die Weisheit, mit der ich Bio-Obst Augustin optimal, zukunftsweisend und mit Weitsicht ausgerichtet habe.

Initiative und Fortschritt
In der Partnerschaft mit Katrin war sie es, die vor mehr als dreißig Jahren die Umstellung auf die ökologische Wirtschaftsweise initiiert hat und ich habe dann praktisch ausgeführt. Im Laufe der Jahre wurden durch direkte Anfragen immer wieder Dinge an mich herangetragen, derer ich mich annahm.
„Für mich ist es selbstverständlich, innovativ zu sein und ins Risiko zu gehen. Es ist aber auch eine Aufgabe, den Vorteil der Innovation zu zeigen. Ich versuche derjenige zu sein, der mit Beispiel vorangeht, so dass andere Vertrauen und Mut fassen können, es selbst auch auszuprobieren.“
Es steht an! Es bedarf vieler Menschen rund um den Globus, die Innovationen umsetzen. Das ist, was meiner Arbeit Sinn gibt. Vielerorts gibt es Widerstände, entstanden aus Angst vor dem Verlust der Komfortzone. Um diese zu überwinden, mache ich mich auf den Weg, praktische Erfolge nachzuweisen und ein lebendiger Beweis dafür zu sein, welches Potential in diesen Innovationen steckt.


So hat unsere alte Kühlanlage früher die Warmluft über den Kondensator an die Umgebungsluft abgegeben. Beim Kontrollgang streifte mich diese warme Luft und um sie zu nutzen, haben wir dort daraufhin Tomaten gepflanzt. Mein Gedanke war: „Das muss man doch auch noch anderweitig nutzen können.“ Schließlich haben wir eine Wärmerückgewinnungsanlage mit Wärmetauscher gebaut. Anfangs glaubte der planende Techniker nicht an eine Wirtschaftlichkeit, doch dann hat seine Berechnung ergeben, dass es sich lohnt.
Ein weiteres Beispiel ist, dass wir das Prozesswasser unserer Apfelschwemmentleerung reinigen und mit Hilfe von Flow-forms mit Sauerstoff vitalisieren. Der Architekt meinte damals, dass das Frischwasser aus der Leitung billiger sei. Ich entgegnete darauf: „Wasser ist eine Ressource, die ich schonen möchte.“

Das sind gesellschaftliche Paradebeispiele.
Die Sinnhaftigkeit ist es, die mich durch innovative Prozesse führt und mit Überzeugung stelle ich das dann über die Vermarktung in den gesellschaftlichen Kontext. Dadurch erhalte ich neben dem betriebswirtschaftlichen Erfolg auch persönliche Erfüllung.


Der einzelne Mensch und die gesellschaftspolitische Relevanz
Die landwirtschaftliche Urproduktion hat eine gesellschaftspolitische Konsequenz: Boden, Wasser, Luft sind Elemente, mit denen wir als Gesellschaft sorgsam umzugehen haben. Die Sorgsamkeit gegenüber den Ressourcen betrifft auch meine eigenen Standards: Sie gilt den Mitarbeitern gegenüber und dem eigenen Körper, damit er in Balance ist. Ein stetiges Lernen.
Alles, was wir tun, hat Ursache und Wirkung. Die obstbauliche Praxis hat uns das immer wieder gezeigt. Bei Bio-Obst Augustin arbeiten wir nicht nur für den betriebswirtschaftlichen Erfolg, sondern für den Menschen; für den Endverbraucher, damit er über das Produkt unsere Werte wahrnehmen kann.
Die Lieferkette vom Acker zum Großhändler, Bioladen, bis zum Endverbraucher ist im Zusammenhang zu sehen. Wahrer Sinn und Erfüllung der Vermarktung zeigt sich erst, wenn die Akteure in dieser Kette mit Verständnis und großer Achtsamkeit füreinander und miteinander arbeiten, zum Wohle unserer Natur, zum Wohle des Lebens auf unserem Planeten.
„In diesem Sinne bin ich für die nächste Generation Obstbauern der Augustin-Gruppe, für das junge Team von Bio-Obst Augustin und für unsere alten wie zukünftigen Kunden da.“
Erfahrungen von Katrin Augustin, der Gründerin und Gesellschafterin der Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG
NEESEGGER
Schon früh sagte meine Mutter: „Du büst een Neesegger“ . So nannte man Kinder, die nicht alles befürworten, sondern die Dinge erstmal hinterfragen. Ich entgegnete dann, wenn andere „nein“ sagen, sage ich durchaus auch mal „ja“. Ich habe mich davon nicht beeindrucken lassen, sondern habe getan, was ich für richtig hielt. Umgekehrt das gelassen, wovon ich nicht überzeugt war. Bis heute.



Auch wenn die Lehrer fragten: „Warum gehst Du denn vom Gymnasium ab, Du bist doch gut“, antwortete ich: „Aber ich will das Fachabitur für Gartenbau machen, das hat zumindest was mit Natur und Obstbau zu tun“.
„Warum gibst Du Deinen tollen Job bei der „FÜR SIE“ auf, um auf einem konventionellen Obsthof zu arbeiten, noch dazu mit schwierigen Familienverhältnissen?“; „Weil es mich dort hinzieht und ich meine, dass meine Anwesenheit dort wichtig ist“. Und ich Dierk ja auch geheiratet habe, um mit ihm zusammenzuarbeiten.
„Warum stellt ihr den Betrieb auf Bio um, obwohl es mit dem integrierten Anbau doch gut läuft, ihr handelt Euch doch nur Probleme ein?“ „Weil sich das wahr anfühlt, und weil sich dann mehr Artenvielfalt auf dem Hof einstellen kann“. „Aber man braucht doch so viel mehr Arbeitskräfte, wenn man auf Pflanzenschutzmittel verzichten muss…“ „Super, endlich wieder mehr Menschen auf dem Hof und Schluss mit Eintönigkeit und Berechenbarkeit“.



Das hatte Folgen: Obstbauern aus anderen Regionen und Landwirte aus aller Welt, Medien, Politiker, Forscher interessierten sich plötzlich für unser Tun. Sie alle sind willkommen, wir haben keine Angst vor Konkurrenz - ganz im Gegenteil, gut, wenn andere auf den Zug aufspringen und wenn darüber berichtet wird. Ein Höhepunkt für uns: den 1. Preis des Bundesprogramms ökologischer Landbau in Berlin von der Landwirtschaftsministerin in Empfang zu nehmen für unser innovatives Energiekonzept und die Artenvielfalt im Obsthof.
Oder den Film „Schönes Landleben XXL“. „Bloß nicht bei uns“, meinten viele, die vor uns gefragt wurden; was für ein Aufwand, und überhaupt, die Filmfritzen von der Presse? Verstehen uns Bauern doch überhaupt nicht. Aber wie soll man sich überhaupt verstehen, wenn man nie miteinander in Kontakt kommt? Was dabei herauskommt, sieht man jetzt – auf zahlreichen Demos und Aktionen müssen Bauern wieder für Wertschätzung und gerechte Preise werben. Ein Film über uns? Für mich das reizvolle Neue. Das werden interessante 7 Wochen. Ich lerne dazu, die Filmleute lernen dazu, bekommen ein Gefühl für Landwirtschaft. Die Welt soll sehen, was wir tun, soll sehen, dass Bio-Obstbau möglich ist, dass polnische Mitarbeiter hier wertgeschätzt werden, dass wir unser 300 Jahre altes Fachwerkhaus nach ökologischen Prinzipien saniert haben, ohne der Umwelt Schaden zuzufügen, dass man Räume für innovative Veranstaltungen, Vorträge, Kochkurse mieten kann, inmitten von gelebter Tradition. Wir freuen uns noch immer über den 1 ½ stündigen Film.


Leider hat sich zwischen Bauern und Verbrauchern eine immer größere Distanz gebildet. Wir waren in der Grundschule zur Hälfte Bauernkinder. Auf dem Gymnasium war ich die Einzige in der Klasse. Natur- und Umweltschutz kriegten als Themen in der Gesellschaft eine immer größere Relevanz. Es ist eine Kluft entstanden, die heutzutage fast unüberbrückbar scheint. Warum? Weil beide Seiten nicht miteinander reden bzw. man verschiedene Sprachen spricht. Es geht nur noch um Fakten, nicht um Menschen, die sich achten, weil man sich nicht kennt. Das will ich nicht zulassen.

Seit jeher habe ich Menschen um mich versammelt. Das kannte ich von meinen Eltern. Ständig waren Leute auf dem Hof, Opa und Oma, Brüder, Lehrlinge. Einen davon habe ich geheiratet. Ich hatte viel Freiheit, durfte meiner Kreativität freien Lauf lassen. Habe Rollschuhfeste veranstaltet, ein Cafe aus Apfelkisten gebaut, einen Chor gegründet und vieles mehr. Und hatte aber auch Spaß an der Arbeit im Obsthof und beim Straßenverkauf. Hausaufgaben mussten hintenan stehen. Das war mehr Freizeitbeschäftigung als Arbeit. Die Affinität zur Natur war schon immer da. 2006 machte ich noch eine Ausbildung zur Heilpflanzenexpertin, so kann ich in Führungen auch anderen Menschen, kleinen und großen, Kenntnisse vermitteln, die so wichtig sind.
„Mir ist die Vernetzung und der Schulterschluss mit Menschen wichtig. Ich umgebe mich gerne mit Menschen, die mich inspirieren und dazu anregen, neue Dinge für mein Leben auszuprobieren.“
Auf der menschlichen Ebene kann ich für Verständnis werben für unseren Beruf und die Empathie für andere Menschen aufbringen. Ich biete Raum im DenkMal, zum Nachdenken, für Vernetzungen und Synergien, das treibt mich an, das hinterfrage ich nicht. Auch in Zukunft nicht