True Costs

True Cost Accounting (TCA)

Die Preise, die wir in Supermärkten für unsere Lebensmittel zahlen, geben weder Aufschluss über die tatsächlichen Kosten der Lebensmittelherstellung, noch über den gesellschaftlichen Schaden oder Nutzen, der durch die Landwirtschaft hierbei entsteht. Wir können anhand des Preises eines Produkts also nicht erkennen, welche belastenden und förderlichen Auswirkungen unser menschliches und wirtschaftliches Handeln auf die Erde und auf die Gesellschaft haben.

Wenn wir im Supermarkt 1 Liter Milch kaufen und dafür ca. 1 € bezahlen, ist das nicht der wahre Preis der Milch. Jedes Lebensmittel hat einen Preis, den wir im Supermarkt bezahlen und zusätzlich einen Preis, den wir versteckt bezahlen.

Was genau bedeutet das?

In Frankreich wurde zum Beispiel schon 2011 eine Ist-Kosten Rechnung zur landesweiten Wasseraufbereitung vom Umweltministerium durchgeführt. Es wurden darin verschiedene Verursacher von Wasserverschmutzung analysiert, u.a. die Landwirtschaft. Das Resultat war, dass allein die Kosten zur Aufbereitung der durch die Landwirtschaft verursachten Verschmutzungen mindestens 50 %, aber wahrscheinlich weit mehr als 100 % des gesamten Lebensmittelumsatzes in Frankreich ausmachen.

Viele dieser Kosten trägt derzeit der Staat in Form von Subventionen und Förderungen. Diese Kosten tragen jedoch am Ende alle Bürger in Form von Steuern.

Ganz aktuell erklärte Emmanuel Faber, damaliger Geschäftsführer von Danone, am 8. Juni 2019 in einem Interview mit DER SPIEGEL, warum es keine billigen Lebensmittel gibt: „Wenn der Preis (von Lebensmitteln) sehr niedrig ist, dann zahlt jemand anders den wahren Preis: der Bauer, der ausgelaugte Boden oder der Konsument selbst, mit seinem Körper. Am Ende bekommt irgendjemand die Rechnung.“

Wir kommen also nicht umhin, die wahren Kosten unserer Lebensmittelproduktion zu betrachten. Schon heute nehmen wir die Folgen von „immer höher, schneller, weiter“ wahr: Ausgelaugte und für die Landwirtschaft nicht mehr nutzbare Böden, vermehrte Bodenerosionen und ernährungsbedingte Krankheiten werden häufiger.

Es ist aus unserer Sicht dringend erforderlich, die Erfolgsrechnung landwirtschaftlicher Betriebe neu zu betrachten und zu reformieren.

True Cost Accounting (TCA) kann hierbei eine zentrale Rolle spielen, indem es die Umwelteinflüsse der Landwirtschaft sichtbar und vergleichbar macht. Die innovative Methode übersetzt sowohl den Gewinn für die Umwelt als auch die Umweltbelastung in konkret messbare Kosten. So lassen sich Vorteile und Kosten, die durch die jeweilige landwirtschaftliche Praxis für die Umwelt entstehen, sehr konkret und für alle verständlich messen und abbilden.

Warum wir TCA bei Augustin benutzen

Wir möchten die Augustin-Obstbauern, ihre Höfe und uns als Vermarkter fördern, um nachhaltiger und verantwortungsbewusster zu arbeiten. Wir vermuten, dass dieser Weg der einzig wirklich zukunftsfähige ist. Wir wollen gemeinschaftlich unsere landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Tätigkeiten prüfen.

In Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Soil and More Impacts analysieren wir dies mittels TCA. Eine True Cost Studie wurde speziell für die Leistungen unserer Obstbauern entwickelt. Jährlich sollen in den Betrieben Erhebungen durchgeführt werden mit einem Fokus auf Treibhausgasemissionen, Humusverlust- bzw. aufbau, Wasserverbrauch und -verunreinigung sowie Nährstoffausträge.

Mit den so gewonnenen Erkenntnissen über die wahren Kosten unseres Handelns entwickeln wir mit allen Obstbauern unserer Gruppe eine Basis, von der aus wir uns und unser Handeln überprüfen können und weiterentwickeln werden. Einige Obstbauern der Augustin Gruppe sind bereits jetzt Pioniere der Regenerativen Landwirtschaft und forschen intensiv daran, nachhaltig Humus in den Böden aufzubauen, um CO₂ aus der Atmosphäre zu binden.

Für weitere Informationen und Erklärungen schauen Sie sich gern das Video von Soil & More an!

Zukünftige Ziele:

Wir möchten dazu beitragen, dass die externalisierten Kosten des wirtschaftlichen Tuns ihren Weg in das unternehmerische Rechenwesen finden und dass verantwortungsvolles Wirtschaften sowie gemeinwohlorientierte Unternehmensführung die Zukunft sind. 

„Für eine authentisch biologisch-dynamische Landwirtschaft müssen wir uns auch im Sozialen, im Wirtschaftlichen, im Miteinander entwickeln. Die klassischen Preisbildungsmechanismen sind meist zynisch und systematisch gewaltsam. Daher arbeiten Augustin und Voelkel gemeinsam ganz praktisch an dem Thema „Gesunde Lebensmittel aus gesunden Strukturen“. Im Jahr 2020 bedeutet es, dank eines großen Angebots an Äpfeln, dass Voelkel einen höheren Preis zahlt und den grenzenlosen Preisverfall am Markt nicht mitmacht. In einer knapperen Ernte erwartet Voelkel eine ebensolche Haltung seitens der Lieferanten.“

Boris Voelkel • Geschäftsführung Voelkel