Apfelbaumpflege

Apfelbaumpflege

Damit unsere Apfelbäume Jahr für Jahr viele Blüten und leckere Früchte bilden, müssen diese gepflegt werden. Zur Pflege gehört auch ein regelmäßiger Schnitt, aber warum und wie wird so etwas gemacht?

Unsere Obstanlagen werden zwei Mal im Jahr geschnitten: einmal in den Wintermonaten und erneut im August.

Abhängig von der Sorte und ihren Wuchseigenschaften wird jeder Baum individuell von Hand geschnitten. Ein geübtes Auge erkennt schon im Winter, was Blüten- oder Blattknospen sind, an welchen Stellen des Baumes Äpfel guter Qualität wachsen würden und wie das Gerüst des Baumes aussehen muss, um einen hohen Ertrag zu erzielen. Entsprechend wird der Baum dann geschnitten.

Aber warum schneidet man im Winter?

Der Schnitt in der kalten Jahreszeit hat den Vorteil, dass der Baum in Winterruhe ist. Wäre er es nicht, ist die Gefahr groß, dass er nach dem Schnitt austreiben würde. Der Winterschnitt dient der Baumformierung.

Auszug aus Hinrichs Berichtsheft aus seiner Ausbildungszeit

Im Sommer geht man dieses Risiko erst dann ein, wenn das Wachstum der Triebe abgeschlossen ist. Dies ist meist im Juli/August der Fall, ab dem Zeitpunkt konzentriert sich der Baum ganz auf das Wachstum seiner Früchte.

Der Sommerschnitt dient dazu, die Äpfel von überflüssigen Zweigen frei zu schneiden, damit diese mehr Licht abbekommen und ihnen mehr Nährstoffe zur Verfügung stehen.

Und nun das wie:

Beim Schnitt eines Apfelbaums achtet man darauf, dass der Baum einen pyramidalen Aufbau hat. Das bedeutet, dass der Stamm die dominante Mitte bildet und der Baum nach unten hin breiter wird. Der Stamm ist der Chef bzw. Leitast und alle Äste haben sich ihm unterzuordnen. Seitentriebe, die stärker als die Mitte werden, müssen entfernt werden.

In ca. 80 cm Höhe über dem Boden sollen die ersten Seitenäste einen Gerüstteller mit einigen Verzweigungen bilden. Die Äste sollten waagerecht sein, dürfen aber einen leicht steilen Winkel haben. Steile Seitenäste werden entfernt. Über diesem Gerüstteller mit Basisästen benötigt der Baum ein Lichtfenster, hier sind ein, zwei kurze Seitentriebe ok. Durch dieses Fenster fällt Licht auf den Gerüstteller und sorgt für eine gute Photosynthese und Ausfärbung der Früchte. Zusätzlich sorgt der lichte Schnitt für eine schnelle Abtrocknung des Baumes nach Regenphasen. Dies hemmt die Entwicklung pilzlicher Schaderreger.

Zwischen der Baumspitze und dem lichten Fenster sollen kurze Basisäste einen zweiten, schmaleren Gerüstteller bilden.

So erzieht man einen Baum, der von oben nach unten pyramidal aufgebaut ist und in jeder Etage den Früchten genug Lichteinfall und dennoch ein gutes Blatt-Fruchtverhältnis bietet um köstliche, gesunde Äpfel zu produzieren.

Außerdem ist beim Schnitt zur beachten:

  • steile, senkrechte Äste entfernen. Diese Wasserschosse bilden keine Früchte und beschatten nur.
  • Jeder Schnitt sorgt für eine Wuchsreaktion. Bei gut wachsenden Bäumen lieber mit weniger Schnitten ein paar größere Äste entfernen, bei schwach wüchsigen Bäumen gerne hier und da einen Schnitt mehr machen, um den Wuchs anzuregen.

Kahle und greise Äste, sowie kranke (Obstbaumkrebs) großzügig entfernen.

Und wie lange braucht man dafür?

Um einen Hektar (das entspricht etwa 2700 Bäume) zu schneiden, benötigt man, abhängig von Sorte und Alter der Anlage, ca. 30-60 Arbeitsstunden.

 

Der Apfelbaumschnitt ist also gar nicht so schwer, wie es manchmal erscheinen mag. Sinnvoll ist es jedoch, wenn man einige natürliche Gesetzmäßigkeiten wie die Wachstums- und Schnittgesetze kenn und beachtet. Wenn man dann noch die Wirkungen der Schnittzeitpunkte berücksichtigt, kann man eigentlich schon loslegen.

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