Bestäubung - Befruchtung
Mit den steigenden Temperaturen kommt auch die Vegetation in Gange. Die Knospen der Pflanzen und Obstgehölze schwellen an und bald steht der Knospenaufbruch bevor. Im Obsthof beginnt eine spannende Zeit, denn bis zur Apfelblüte ist es nicht mehr weit. Die Obstbauern müssen ihren Winterschnitt beenden und erste Schädlinge wie den Apfelblütenstecher im Blick behalten. In diesem Newsletter soll es jedoch um die Bestäubung und Befruchtung beim Apfel gehen. Was passiert da eigentlich?
Ein Apfel entsteht, wenn Pollen einer fremden Apfelsorte auf die Blüte treffen. Dann findet eine Befruchtung statt und aus der Blüte entsteht im Laufe des Sommers eine Frucht. Damit immer genug fremde Pollen zur Verfügung stehen, pflanzen die Obstbauern in ihren Anlagen unterschiedliche Apfelsorten. So findet man in einer Topaz-Anlage beispielsweise alle 10 Meter einen Elstar- oder Santana-Baum oder der zu pflanzende Block wird mit ganzen Befruchterbaumreihen geplant, die der Bestäubung dienen.

Hummeln und Bienen ergänzen sich bei der Bestäubung der Blüten. Hummeln fliegen bereits bei niedrigen Temperaturen, wohingegen sich Bienen erst ab 12 °C aus ihren Stöcken trauen. Birnen- und Steinobstanlagen blühen vor den Äpfeln, sodass die Luft zu dieser Zeit häufig noch etwas kälter ist. Hier werden daher bevorzugt Hummeln eingesetzt. Der Vorteil von Bienen ist dagegen ihr großer Flugradius: Bis zu 3 km bewegen sie sich von ihrem Volk weg und können so eine Vielzahl unterschiedlicher Pollen sammeln.
Die wenigsten Obstbauern sind selber Imker. Daher kommen Imker aus der Gegend und stellen ihre Bienenkästen in den Obstanlagen auf. Man rechnet mit einem Volk pro Hektar, um eine ausreichende Bestäubung zu erzielen. Eine Vollernte erreicht man übrigens schon, wenn bei 5-10 % der Blüten eine erfolgreiche Befruchtung stattgefunden hat.


Mit Übertragung der Pollen ist die Befruchtung allerdings noch nicht ganz erledigt. Der Pollen muss mit dem Pollenschlauch in die Samenanlagen transportiert werden. Das Wachstum des Pollenschlauches wird durch die Witterung, insbesondere die Temperaturen, beeinflusst. Wenn es über 12°C warm ist geschieht dies innerhalb von 36 Stunden. Ist es kälter, dauert es länger der Pollen kann vertrocknen, ehe er in den Samenanlagen ankommt. Dann findet keine Befruchtung statt und die Blüte wird vom Baum abgestoßen. Das ist übrigens der Grund für die geringe Ernte bei uns in dieser Saison.
In manchen Jahren tragen die Bäume unverhältnismäßig viele Blüten. Wenn vorteilhaftes Blühwetter dazu kommt wird potenziell eine Vielzahl der Blüten erfolgreich befruchtet. Die Obstbauern müssen diese Blüten dann „ausdünnen“. Viele Früchte am Baum bedeuten eine zahlenmäßig große Ernte, die Äpfel würden aber kein schönes Kaliber ausbilden und sehr klein bleiben. Denn der Apfelbaum schafft es bei starkem Behang nicht alle Früchte mit ausreichend Nährstoffen und Kohlenhydraten zu versorgen. Die Folge sind kleine Äpfel, die den Geschmack nicht voll ausbilden. Ein nicht unerhebliches Problem ist außerdem, dass der Baum bei Überbehang nur wenig Knospen für das kommende Jahr anlegt, weil seine Energie erschöpft ist. Man rutscht in die sogenannte Alternanz, der im Bio-Anbau nur durch Hand-Ausdünnung entgegengewirkt werden kann. Im konventionellen Anbau können hierfür Hormone eingesetzt werden.


Auch nach der Blüte, bis in den Herbst hinein, sorgen die Obstbauern für ein vielfältiges Nahrungsangebot sowie Überwinterungsmöglichkeiten für die Insekten. Es werden Blühstreifen, blühende Gehölze und Nistmöglichkeiten für pollensuchende Insekten installiert.


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