Archiv des Autors: Meike Meyer

Frostschutz

Vegetationsentwicklung und Frostschutz

„Der diesjährige Februar geht in die Geschichte ein. Er ist der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Rekordverdächtig waren auch die Niederschlagsmengen in einigen Regionen des Landes.“ – Wetter Online im Rückblick Februar 2024

„Die Knospen unserer Obstgehölze brechen auf. Im Vergleich zum letzten Jahr ist dies ca. 12 Tage früher.“ – Meldet ÖON Versuchs- und Beratungsring e.V. im Beratungsfax am 05.03.2024

„Nach einem Rekordfebruar hat der März im gleichen Stil weitergemacht. Auch dieser Monat war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881 und löst damit den bisherigen Spitzenreiter aus 2017 ab.“ - Wetter Online im Rückblick März 2024

„Die Vegetation entwickelt sich weiter. Xenia blüht in diesen Tagen auf, die Äpfel befinden sich im Stadium Grüne Knospe bis Rote Knospe. Damit sind wir ca. 16 Tage weiter in der Vegetationsentwicklung als im Jahr 2023.“ – Meldet ÖON Versuchs- und Beratungsring e.V. im Beratungsfax am 02.04.2024

Auch im Altlönder Tageblatt wird vom „Blüten-Turbo“ gesprochen, denn seit einigen Jahren beginnt jedes Obstbaujahr gefühlt eher. Aktuell ist die Vegetation ihrer Zeit weit voraus. Genauso sind die die milden Winter ein Zeichen von Klimaveränderungen. Trotz der steigenden Temperaturen sind Nachtfröste bis Mitte Mai normal. In Kombination mit der fortgeschrittenen Vegetation ist das jedoch fatal. Je weiter es auf die Blüte zugeht, desto frostempfindlicher wird sie. Eine Knospe, die sich gerade geöffnet hat, kann Temperaturen bis -7°C aushalten. Geöffnete Blüten dagegen erfrieren schon um den Gefrierpunkt. In diesem Jahr erreichen die Äpfel Mitte April die Vollblüte, d.h. die Blüte ist voll geöffnet. Im langjährigen Mittel blühen sie jedoch erst Anfang Mai.

Zum Schutz der Blüten vor Frostschäden machen sich die Obstbauern ein physikalisches Prinzip zu Nutze: Wenn Wasser gefriert, wird Erstarrungswärme frei. Wenn in Frostnächten also permanent ein feiner Sprühregen fällt und gefriert, bildet sich ein Eispanzer um die Blüte, in dem dann eine Temperatur knapp über 0 °C herrscht. Das Resultat sind geschützte Blüten.

Pro Stunde und Hektar werden so etwa 38.000 Liter ausgebracht. Das Wasser dafür stammt aus der Elbe, das wir über Gräben in unsere Wasserrückhaltebecken pumpen. Von da aus wird es mit Regnern in den Höfen ausgebracht. Ein richtiger Standortvorteil im Alten Land im Gegensatz zu anderen europäischen Anbaugebieten, wo Wasser nicht in solchen Mengen verfügbar ist.

In den letzten Jahren kam es vermehrt vor, dass unsere Obstbauern schon im März viele intensive Frostnächte durchmachen mussten, weil die Blüte bereits so weit fortgeschritten war. Das ist eigentlich ungewöhnlich und hat es hier so noch nicht gegeben.

Doch nicht nur die Blüten sind gefährdet, sondern auch die jungen Früchte, die sich nach der Blüte in der Zellteilungsphase befinden. Werden die Zellen in diesem Stadium durch Frost geschädigt, entstehen Frostnarben oder Frostnasen. Die Zellen wachsen nicht mehr richtig und der Apfel ist deformiert oder hat einen vernarbten Streifen auf der Schale.

Eindrücke einer langen Beregnungsnacht mit der Eisbildung auf den Bäumen und Blüten sind auf den Bildern zu sehen. Kaum einer kann dem Anblick widerstehen, wenn die vereisten Bäume morgens im Licht der aufgehenden Sonne glitzern. Viele Autofahrer auf den Landstraßen halten an, um das Spektakel fotografisch festzuhalten.

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Was ist für Sie das kostbarste Gut dieser Erde?

Für manche ist es das Wasser oder die Luft, die Erde, der Wald, die Tiere, die Liebe?

Was wollen wir für uns und die nachfolgenden Generationen ’nachhalten’?

Wir sind vor sieben Jahren darauf aufmerksam geworden, dass der Mensch und der Umgang mit seinen Ressourcen in der Liste nicht fehlen dürfen.
Wir bemerkten, dass wir sehr viel Wert daraufgelegt hatten, den Boden nicht auszulaugen, aber nicht genauso konsequent waren, wenn es um die Fürsorge unseres eigenen Körpers ging.

Wenn wir achtsam und liebevoll mit der Natur umgehen wollen, dann ist ein achtsamer und liebevoller Umgang mit uns und unserem Umfeld gerade zu inhärent. Der Körper, den wir bewohnen, ist doch Teil der Natur und braucht seine ganz eigene Form von Pflege und Fürsorge.

Wir wollten also nicht nur mit der Erde, den Elementen, Pflanzen und Tieren verantwortlich umgehen, sondern auch mit uns selbst und unseren Mitarbeiter:innen.

Von einem früheren Lehrling wussten wir, dass er als Gesundheitsberater, Masseur und Körpertherapeut arbeitet. Ihn fragten wir um Unterstützung, wir entwickelten zusammen Ideen und daraus wurde ein von allen geliebtes Projekt, unser Gesundheitsprojekt, das mittlerweile sieben Jahre alt geworden ist.

Einmal wöchentlich kommt Felix ganztägig zu uns und die Mitarbeiter:innen können innerhalb ihrer Arbeitszeit eine Stunde mit ihm buchen. Sie können ihre Sorgen besprechen, Fragen stellen, eine Massage genießen, Tipps und Tricks rund um alle gesundheitlichen Themen und fürs soziale Miteinander im Team bekommen.
Auch Coaching im Team wird genutzt, was uns schon oft einen anderen Blick auf die Dinge erlaubt hat.

Hier einige Beispiele für Fragen, Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Gesundheitsprojekt zum Thema Kritik:

• Wenn ich immer kritisch mit mir selbst bin, bin ich dann gänzlich in der Lage, mein Gegenüber wertzuschätzen?

• Wenn ich zusehends an mir selbst zweifle, werde ich nicht leicht annehmen können, wenn ein Teammitglied meine Arbeitsweise korrigiert, da ich dann Veränderungswünsche schneller als persönlichen Angriff werte. Selbstzweifel, Selbstkritik und mangelndes Selbstwertgefühl sind also ein echter Blocker für Teamentwicklung und grundsätzlich für den Spaß am Leben. - Auf der Basis eines liebevolleren Umgangs mit uns selbst haben wir unser Teamgefühl vertiefen und die Zusammenarbeit ausbauen können.

• Wenn uns etwas am Gegenüber nicht gefällt, haben wir gelernt zu schauen, wo wir den Aspekt im eigenen Leben anschauen und bearbeiten können, also zunächst in Eigenverantwortung zu gehen. Wenn das Problem dann noch besteht, wird es angesprochen und geklärt.

Anstrengung kommt nicht vom Verhalten des Gegenübers, sondern daher, dass man es bewertet/kritisiert. Wir sind oft so viel mit Bewertungen und Erwartungen beschäftigt, dass wir gar nicht mehr wahrnehmen, was die Situation uns eigentlich lehren will. Tatsächlich hat jeder seinen eigenen Rhythmus, Dinge zu verstehen und anzugehen. Wenn jemand im Team merkt, dass er nicht bewertet wird, ist es gleich leichter, auf Entwicklungs-Impulse zu antworten.

• Wir haben gelernt, Dinge mehr zu beobachten als das, was es ist, ohne Erwartung. Dann kam Veränderung mit weniger Kampf, häufig sogar ‚scheinbar’ von allein. Das bringt mehr als jemanden anders haben zu wollen - und andersrum.

• Konfrontiert mit Erwartungen anderer oder starren Regeln und Traditionen gehen wir dann weniger über uns selbst und unser Gefühl hinweg, wenn wir auf einem Fundament von Selbstwertschätzung stehen.

Die Gesundheits-Tage sind ausgebucht und das Wohlbefinden sowohl der Einzelnen wie auch innerhalb des Teams ist gewachsen. Das Projekt trägt Früchte, und das meint nicht nur Äpfel!

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Frisch aus dem Druck:
„Die III. Meile – eine geschichtsträchtige Landschaft“
Von Herbert Quast, dem Vater von Katrin Augustin, Großvater von Catharina Augustin und Hinrich Quast.
Auch für Nicht-Altländer eine spannende Lektüre!

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Buch des Hobbyhistorikers Herbert Quast übers Alte Land erschienen

Obstbauer Herbert Quast aus Neuenfelde hat sich schon immer für seine Heimat, Geschichte und aktuelle Ereignisse interessiert. In seinen 95 Lebensjahren hat der Hobbyhistoriker viel erlebt. Im Buch „Die Dritte Meile des Alten Landes – Eine geschichtsträchtige Landschaft“, das vom Verein zum Schutz von Hamburgs Elbregion e.V. herausgegeben und jetzt vorgestellt wurde, sind viele spannende Ereignisse nachzulesen.

Das Alte Land wird in Teile untergliedert. Die sogenannte dritte Meile liegt zwischen der Este und der Alten Süderelbe, stellt also den Hamburger Teil des Alten Landes dar. Auf 160 Seiten wird mit zahlreichen Fotos und Karten nicht nur auf die historische Entwicklung dieser besonderen Landschaft eingegangen, sondern auch auf zahlreiche besondere Entwicklungen: von der Cäcilienflut 1412 bis zur Sturmflut 1962, von Nincoper Gerichtsvögten und Hexenprozessen über den Zweiten Weltkrieg mit Kriegsgefangenen auf den Obsthöfen bis zur „Landebahn im Garten“, wie der Autor die Airbus-Erweiterung in einem Gedicht tituliert. Er ist ein sehr aufmerksamer Beobachter, beschreibt anschaulich und gut lesbar. Er ist aber auch ein Mahner, ein Warner. Zahlreiche Entwicklungen, die er schon vor Jahren beschrieben, ja prophezeit hat, sind so eingetreten. Die negativen Folgen der Elbvertiefung zum Beispiel.

Doch es geht nicht nur ernst und politisch zu. Selbst in seinen Beschreibungen von Ereignissen während der Sturmflut oder in „Frieden im Krieg“ gibt es viele Anekdoten. Manche Passagen des Buches bringen zum Schmunzeln, nicht nur die „Weisheiten in Platt“. Viel mehr regt es jedoch zum Nachdenken an.

Die beschriebenen Ereignisse sollen „das Hineindenken in die Geschichte des Alten Landes erleichtern“, wie Quast schreibt. Schließlich habe der Großteil der heutigen Bevölkerung diese ja gar nicht mehr miterlebt. Das Buch hat ein Chronist und Zeitzeuge geschrieben und auf diese Weise dazu beigetragen, dass Geschichte erlebbar und anfassbar wird.

Das Buch „Die Dritte Meile“ von Herbert Quast ist im Verlag BoD erschienen und kostet 20 Euro. Es ist im gut sortierten Buchhandel erhältlich (ISBN 9 78375 831588 6) oder online unter www.t1p.de/drittemeile

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Augustin Hof- und Familiengeschichte

Die Augustin Hof- und Familiengeschichte, erzählt von Katrin Augustin

Es ist die Zeit der Raunächte. Nach heidnischer Vorstellung dauern sie vom 21. Dezember bis zum 6. Januar, dem christlichen Dreikönigstag. In dieser Zeit, sagt man, kommen einem die Geister der Ahnen sehr nahe. Meine Schwiegermutter Hanna wusch keine Wäsche zwischen Weihnachten und Neujahr. Bis heute hält sich dieser Aberglaube. Erst später, als ich mich mit den heidnischen Bräuchen beschäftigte, hatte ich die Begründung: Wenn die Wäsche im Wind flattert, erschrecken sich die Geister, die ja in dieser Zeit der Erde sehr nahe sein sollen.

Von den Raunächten hatte ich in meiner Kindheit- und Jugendzeit nie etwas gehört. Aber über Weihnachten und Neujahr beschäftigte ich mich gerne mit Ahnenforschung und Hofgeschichte. Zumindest las ich sehr intensiv in unserer Familienchronik, der Familie Quast. Mein Großonkel Julius Quast hatte diese in jahrelanger Arbeit erforscht und drang bis ins 16. Jahrhundert vor.

Zu Dierks und meiner Hochzeit schenkte er uns eine kleine Familienchronik des Hofes Augustin. Wieder eine spannende Aufgabe, nachdem er die Quast-Forschungen beendet hatte. Man darf sich das nicht so einfach vorstellen, es gab nur die Kirchenbücher und Höferollen, aus denen man die Informationen beziehen konnte. Diese wurden nicht immer ganz korrekt geführt, je nachdem, wer als Schreiber zuständig war. Natürlich nicht in deutlicher Druckschrift, sondern in Sütterlin und teilweise mit Fehlern. Ein Puzzlespiel, für das man viel Geduld braucht.

Auf den ersten Blick sieht man nur Namen und Daten und je tiefer man sich einliest, desto lebendiger werden die Phantasie und damit die Vorfahren.

Die Forschung geht zurück bis Ende 17. Jahrhundert. Der erste nachweisliche Hofbesitzer lebte bis 1737 und war Vogt. Vögte stammten aus der Schicht der ortsansässigen Hofbesitzer. Diese nahmen gerichtliche, polizeiliche und verwaltungsrechtliche Aufgaben wahr. Weil 1712 unser Hofhaus erbaut wurde und dendrochronologische (Holzaltersbestimmung) Untersuchungen beweisen, dass die tragenden Eichenbalken 1706 geschlagen wurden, muss er der Erbauer gewesen sein.

Hofgeschichte heißt ja nicht, dass der Nachname stets Augustin lautet. Im Alten Land konnten seit jeher auch Frauen den Hof übernehmen, wenn kein männlicher Erbe da war. Daher wechselte der Name trotz direkter Generationenfolge oft.

So wandelte sich der der Familienname über die Jahrhunderte von Diercks zu Quast zu Lühnen und Palm und schließlich zu Augustin. Es kam auch vor, dass zwei „Quasten“ heirateten. Es bestand jedoch keine Verwandtschaft, denn der Name Quast entspringt von drei Zweigen. Die ersten Quasts kamen mit der Urbarmachung des Alten Landes aus Holland. Noch heute ist es ein sehr verbreiteter Nachname in der Region.

Es ist ein Glück, dass ich mich schon früh für die Hofgeschichte interessierte und Dierks Großmutter Emma ausführlich befragt hatte. Sie konnte mir die Personen auf den alten Fotos benennen und mir ihre Lebensgeschichte erzählen, die häufig auch eine Leidensgeschichte war, wie ich feststellen musste.

Es wurde aus Liebe geheiratet oder aus Vernunft, wenn Schicksalsschläge wenig Wahl ließen, um den Hof zu halten. Die Kindersterblichkeit, Kriege und Unfälle stellten unsere Ahnen – und darunter vor allem die Frauen der Familie – wieder und wieder vor große Herausforderungen. Aber irgendwie ging es immer weiter und der Hof blieb in der Familie, seit mittlerweile mehr als 300 Jahren.

War der Hof ursprünglich 50 Hektar groß, so wurde er im 19. Jahrhundert im Zuge einer Erbfolge auf drei Söhne aufgeteilt und unser Hof bekam seine heutige Größe von 19 Hektar. Auf den beiden abgetrennten Parzellen entstanden neue Höfe, die alle heute noch genauso aufgeteilt sind. Noch heute ist die Höfeordnung in weiten Gebieten Norddeutschlands das maßgebliche Erbrecht. Für gewöhnlich werden Kinder und Ehepartner gemeinsam Erben, nach der Höfeordnung wird jedoch nur Einer Hoferbe. Es dient dem Erhalt der Wirtschaftlichkeit eines landwirtschaftlichen Betriebes. In Gebieten, wo das allgemeine Erbrecht zur Anwendung kommt, gibt es meist viele sehr kleine, zerstückelte Betriebe, die oft nicht überlebensfähig sind.

Der Hof war durch Unglück und Krieg bedingt zwei Generationen an die jeweils einzige Tochter vererbt worden. Dann übernahm schließlich Dierk als ältester von drei Söhnen mit mir 1983 den Hof.

Dieser wird nun seit 2016 in einer GbR mit Dierk und Jörg von der Beck, unserem ehemaligen Auszubildenden, bewirtschaftet. Tochter Catharina hat die Geschäftsführung der Augustin-Vermarktung mit ihrem Cousin Hinrich Quast inne.

Zur Hofgeschichte gehört natürlich auch etwas über den Anbau. Wie überall im Alten Land wurde auch auf dem Augustin-Hof über Jahrhunderte Ackerbau und Viehzucht betrieben. Dierk, Jahrgang 1956, kann sich noch an das Dreschen von Weizen auf der Diele erinnern. Und ich erlebte noch die letzten Jahre mit Rindern und Pferden, die erst 1986 abgeschafft wurden.

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Weihnachtsrezept

 

Weihnachtliche Apfelküchlien

 

Zutaten für 12 Stück:
 

250 g Mehl
50 g gehackte Walnüsse oder Haselnüsse
3 Teelöffel Backpulver
½ Teelöffel Natron
1 Prise Salz
1 Teelöffel Lebkuchengewürz
1 Ei
¼ l Buttermilch
75 ml Rapsöl
175 g Zucker
Abgeriebene Schale 1 Zitrone
1 Apfel (ca. 170 g)
2-3 Eßlöffel Puderzucker
12 Papierbackförmchen (oder Muffin-Backform)

 
Zubereitung:

 
Mehl, Nüsse, Backpulver, Natron, Salz und Lebkuchengewürz vermischen. Ei, Buttermilch, Rapsöl, Zucker und Zitronenschale verrühren. Mehlmischung unterrühren. Apfel waschen, vierteln, Kerngehäuse herausschneiden und fein würfeln. Unterrühren.

Teig in die Papierbackförmchen bzw. in gefettete Muffinform verteilen. Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad (Ober-Unterhitze) oder 160 Grad (Umluft) 25-30 Minuten backen. Auf einem Kuchenrost auskühlen lassen und mit Puderzucker bestäuben.

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Apfelsorten

Apfelsorten

In Deutschland gibt es schätzungsweise 1.500 verschiedene Apfelsorten. Weltweit sollen es 20.000 verschiedene Apfelsorten sein. Diese sind weltweit in den gemäßigten Klimazonen verbreitet, seine Herkunft aber hat der Apfel in Zentral- und Westasien. Durch den Handel der Griechen und Römern kam der Apfel nach Europa. Durch die Zucht wurden aus kleinen, sauren und holzigen Sorten unsere heutigen Sorten.

Erwerbsanbauer kultivieren ca. 70 Sorten, weltweit erreichen ca. 30 Sorten eine größere Marktbedeutung. Bei Bio-Obst Augustin kommen wir auf ca. 40 bis 50 Apfelsorten. 90% der Erntemenge kommt von 20 unserer Hauptsorten wie zum Beispiel Elstar, Topaz, Boskoop, Natyra, Marnica, Red Jonaprince oder Braeburn. 10% der Erntemenge sind Randsorten, von diesen gibt es oft nur ein paar Kilogramm im Jahr. Zu nennen sind hier Apple 48, Saturn, Ariva oder Autento. Ein paar ehemalige Hauptsorten werden mit der Zeit aber auch erst zu Randsorten und verschwinden dann ganz aus dem Sortiment, wie in Zukunft Rubinola oder Rubinette. Ihr Anbau ist für die Obstbaubetriebe nicht mehr wirtschaftlich, da die Nachfrage begrenzt ist und die Fruchtqualität mit dem Alter der Bäume nachlässt. Aber auch der Klimawandel zeigt manchen Sorten jetzt Grenzen auf. Die typisch norddeutsche Sorte Holsteiner Cox verträgt die heißen Sommer nicht mehr. In den nächsten zehn Jahren werden wir uns langsam von ihr verabschieden müssen.

Nach für Allergiker verträglichen Sorten und „alten“ Apfelsorten werden wir oft gefragt. Dies haben wir in unserem Newsletter von September 2023 behandelt (https://augustin.de/apfelallergie/). Das Alter eine Apfelsorte ist, finde ich, immer schwierig als Anhaltspunkt. Ist eine Sorte, die 1955 gezüchtet wurde alt? Ich finde ja. Mit 68 Jahren ist man schon Rentner. Bietet ebendiese Sorte das, wonach Verbraucher in „alten“ Apfelsorten suchen? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Die Sorte, die ich meine, ist die Sorte Elstar. Die beliebteste Sorte in Deutschland.

Hier gibt es Fakten zu ein paar Hauptsorten und wir stellen auch ein paar neue Sortenzüchtungen vor, die in Zukunft von Bedeutung werden könnten.

Hauptsorten:

    • Elstar
        • Gezüchtet 1955 aus Golden Delicious x Ingrid Marie in den Niederlanden
        • Mittelgroß mit einem saftig-zarten Biss, exotisch-würziger Duft, süßebetont mit wenig Säure
        • Bekannter und geliebter Tafelapfel

  • Boskoop
    • Zufallssämling aus den Niederlanden, 1856
    • Groß, zarter Biss in etwas mehliges Fruchtfleisch, dominant die herzhafte Apfelsäure und tragende Süße, gleichzeitig hohe Zucker- und Säuregehalte
    • Der Backapfel

 

  • Wellant
    • Gezüchtet 1987 in den Niederlanden aus (Elstar x CPRO-Selektion) x Elise
    • Mittelgroß bis groß, intensiv mittel- bis dunkelrot gefärbt, hochgebaut, sortentypische Berostung, insbesondere an Kelch- und Stielgrube, ausgezeichnet aromatisch süß
    • Der Tafelapfel

 

  • Topaz
    • Gezüchtet 1984 in Tschechien aus Rubin x Vanda
    • Klein bis mittelgroß, festes und saftig-spritziges Fruchtfleisch, deutlich säuerlicher zitroniger Geschmack, dem eine kräftige Fruchtsüße folgt
    • Als Tafelapfel oder auch zum Backen und Kochen
    • Weist eine Resistenz gegen den Apfelschorf-Pilz auf

 

  • Marnica
    • Dunkelrote Variante vom Jonagold, dieser wurde 1943 in den USA aus Golden Delicious x Jonathan gezüchtet
    • Mittelgroß bis groß, festes, dichtes Fruchtfleisch, charakteristisch-herzhafter Geschmack, süß, wenig Säure
    • Als Tafelapfel oder auch zum Backen und Kochen

 

Neue Sorten:

  • Greta / Deichperle
    • Neuzüchtung aus dem Alten Land von der ZIN (Züchtungsinitiative Niederelbe), gekreuzt 2002 aus Topaz x Antares-Dalinbel
    • Mittelgroß, aromatisch süß mit festem Fruchtfleisch
    • Als Tafelapfel
    • Weist eine Resistenz gegen den Apfelschorf-Pilz auf

 

  • Freya
    • 2010 in den Niederlanden aus Elise x unbekannte schorfresistente Sorte gezüchtet
    • Mittelgroß bis groß, geschmacklich vergleichbar mit Elstar, festes Fruchtfleisch, viel Zucker
    • Als Tafelapfel
    • Weist eine Resistenz gegen den Apfelschorf-Pilz auf

 

  • Wurtwinning
    • 2004 in den Niederlanden aus Honeycrisp x Natyra gezüchtet
    • Mittelgroß bis groß, „crispy“ und süß-saftig wie ein Honeycrunch mit einem köstlichen Natyra-Aroma
    • Tafelapfel
    • Weist eine Resistenz gegen den Apfelschorf-Pilz auf

Die gesamte Sortenvielfalt zu beschreiben, sprengt leicht den Rahmen. In den letzten Jahren wurden einige Neuzüchtungen auf den Markt gebracht. Oft als Apfelmarke im Clubkonzept, mit reguliertem Anbau und Mengenplanung oder als freie Sorte, die jeder kultivieren darf. Oft gehen neue Sorten unter, weil sie nicht angenommen werden.

Wir dürfen aber gespannt sein, was in den nächsten Jahren noch kommen wird. Vielversprechend sind zwei Neuzüchtungen, die klinisch auf ihr Allergenpotential getestet worden sind und von Allergikern wesentlich besser vertragen werden als die Sorte Santana. Hierzu halten wir euch auf dem Laufenden!

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Apfelernte 2023

Zur Apfelernte auf dem Hof von Tewes Quast

Es ist Ende September und heute habe ich einen Termin mit Tewes Quast, bei dem er mir seinen Hof in Jork im Alten Land zeigen, und mit mir über die Freuden und Herausforderungen der Erntezeit sprechen möchte. Schon als ich auf dem Hof ankomme nehme ich ein buntes, geschäftiges Treiben wahr: Es fahren Gabelstapler und kleine Traktoren umher, Erntehelfer stapeln Kisten, Tewes ist am Telefonieren und weist seine Vorarbeiter ein. Dieselmotoren knattern, ein Traktor verliert etwas Öl, Tewes und ein Mitarbeiter beraten sich über die Maßnahmen, um den Ölfluss zu stoppen. „Jetzt ist es wichtig, dass alle Maschinen zuverlässig laufen, sonst kommen wir in Verzug“, sagt Tewes. Auch Gunda und Hartwig, Tewes´ Eltern, sind vor Ort und unterstützen. Überall stehen die typischen hölzernen Erntekisten mit unterschiedlichen Apfelsorten in verschiedenen Qualitäten, Größen und Farben auf dem Hof. „Wir sind gerade in der arbeitsreichsten Zeit des Jahres, in der wir -im wahrsten Sinne des Wortes- die Früchte unserer Arbeit der letzten Monate einbringen“, sagt Tewes, während er mit einem Lappen Öl vom leckgeschlagenen Schlauch des Traktors wischt. Immer wieder kommen neue Pflückzüge - so nennt man die Traktoren, die mehrere Erntekisten hinter sich herziehen - vom Feld auf den Hof gefahren. „In der Mitte der Züge sind die Mostkisten, da sind die Äpfel drin, die später zu Apfelsaft verarbeitet werden. Diese Kisten sind blau markiert“, erklärt mir Tewes.

Die ersten Eindrücke machen mir klar, dass hier mit Leidenschaft gearbeitet wird, und dass Tewes seinen Betrieb mit eben dieser Leidenschaft und viel Freude führt. Außerdem scheint es mir so, dass er gerade diese Zeiten mag, in der „Action“ angesagt, und viel Bewegung auf dem Hof ist! Trotz der vielen Arbeit findet er noch Zeit, meine Fragen zu beantworten: „Auf dieser Hofstelle sitzen zwei Betriebe, der meiner Eltern und mein Betrieb. Wir arbeiten hier seit 1990, seitdem haben wir viel entwickelt, 1999 umgestellt auf biologische Anbauweise, dann kamen noch weitere Flächen dazu, so dass wir nun insgesamt um die 50 Hektar bewirtschaften“, antwortet mir Tewes, „überwiegend sind die Flächen um die Hofstelle arrondiert, lediglich ca. vier Hektar sind in Neuenfelde, einige Kilometer entfernt.“ Er selbst ist im Frühjahr 2018 in den Betrieb eingestiegen, vorher hat er eine Ausbildung zum Obstbauer absolviert, ein Praktikum in den Niederlanden gemacht und danach Gartenbau in Osnabrück studiert (dieser Studiengang kommt dem Obstbau am nächsten, ein spezielles Obstbaustudium gibt es bisher in Deutschland nicht).

Auf meine Frage, welche Mengen an Äpfeln durchschnittlich auf seinem Betrieb produziert werden, erklärt mir Tewes, dass es sich um ca. 1000 Tonnen Lagerware handelt, und noch weitere ca. 500-600 Tonnen Äpfel, die direkt nach der Ernte vermarktet werden. Dazu gehören ca. 6 Hektar Frühäpfel der Sorten Summercrisp und Deljonka, des Weiteren z.B. Santana, Roter Altländer (eine frühe Variante des Jonagold) sowie Holsteiner Cox. Zu den Äpfeln, die nach der Ernte zum späteren Verkauf gelagert werden, gehören Marnica, Jonagored und Red Prince, sowie Topaz und Elstar. Außerdem baut Tewes noch auf ungefähr 6 Hektar Birnen der Sorten Conference und Xenia an. Fast alle Äpfel können auf dem Hof in eigenen Lagern untergebracht werden. Es handelt sich dabei um sogenannte CA- oder ULO-Lager, in welchen die Äpfel nicht nur gekühlt werden, sondern die biologischen Reifeprozesse der Äpfel durch einen niedrigen Sauerstoffgehalt in den Lagerkammern stark verlangsamt werden. Kombiniert mit einem für die Lagerung idealen Erntezeitpunkt, erhält man so auch einige Monate nach der Ernte noch vollaromatische und knackige Äpfel!

Auf dem Betrieb von Tewes arbeiten 4 festangestellte Mitarbeiter, davon ein Mechaniker, sowie 5-6 Saisonkräfte im Frühjahr zum Baumschnitt (Februar - Mai), und ab August kommen nochmal 25 Erntehelfer dazu. Die geernteten Äpfel und Birnen werden fast komplett über die Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG vermarktet – also auch alles über die Familie! Tewes betreibt keine Eigenvermarktung.

Jetzt möchte ich aber mal Äpfel an Bäumen sehen und vor allem auch eine typische Apfelernte live erleben! Tewes und ich laufen zu den Pflanzungen, zunächst zeigt er mir einige Testreihen mit verschiedenen Sorten, da stehen zum Beispiel Apfelbäume mit der Sorte Pia, die noch nicht im Handel erhältlich ist. Wir probieren uns durch die vielfältigen Sorten und Reifegrade – denn einige Äpfel sind noch nicht voll ausgereift, jede Sorte hat ihr eigenes Zeitfenster, in dem sie die ideale Reife hat. Natürlich hängt das auch von vielen klimatischen Faktoren ab, wie z.B. Sonnenstunden und Tages- bzw. Nachttemperaturen. Als nächstes zeigt mir Tewes seine Birnen - Testreihen und auch hier probiere ich mich durch mal knackige, mal weiche, mal feinkörnige oder auch grobkörnige Sorten, durch eher runde und längliche, durch große und kleine Birnensorten, wie zum Beispiel Gellerts Butterbirne oder Talgar Beauty. Nicht nur von Größe und Form sind das sehr unterschiedliche Sorten, auch geschmacklich gibt es da eine große Bandbreite. Gut gesättigt und mit klebrigen Fingern (vom Birnensaft) gehen wir weiter.

Während des Spaziergangs durch die schöne Apfelanlage frage ich Tewes nach seiner Motivation: „Warum bist du Obstbauer geworden? Was gefällt dir daran, Obstbauer zu sein?“ Da kommen die Antworten ganz schnell: „Mir gefällt das selbstständige Arbeiten und das langfristige Denken. Ich plane eine Kultur, und bis sie richtig in den Ertrag kommt, dauert das 5 oder 6 Jahre. Umso mehr freut es mich dann, wenn sich die Planung und die Geduld auszahlen und die Kultur gut trägt. Als Obstbauer habe ich außerdem viel Abwechslung, viele unterschiedliche Arbeiten die zu erledigen sind. Es gibt zwar Arbeitsspitzen, so wie jetzt zur Ernte, aber auch Zeiten zur Erholung.“ „Also würdest du jederzeit wieder Obstbauer werden?“ frage ich. „Absolut“ antwortet Tewes, „trotz der großen Herausforderungen, z.B. des starken Strukturwandels hier im Alten Land, der stärker als in anderen Landwirtschaftsbereichen ist - von ca. 800 Obstbaubetrieben im Alten Land noch vor 20-30 Jahren, sind jetzt noch ca. 500 Betriebe übrig - würde ich mich jederzeit wieder für diesen Weg entscheiden. Ich frage weiter: „abgesehen vom Strukturwandel, welche Herausforderungen gibt es noch? Tewes: „wir haben es, besonders im letzten Jahr, mit stark steigenden Produktionskosten zu tun, die für Betriebe wie uns bedrohlich sind – das ist ein großes Problem und wird den Strukturwandel weiter beschleunigen.“

Nach einiger Zeit erreichen wir eine Reihe mit Apfelbäumen, die gerade beerntet werden. Eine selbstfahrende Ernteplattform schiebt sich sehr langsam durch die Reihe, in der Mitte der Plattform läuft ein Förderband. Links und rechts von diesem Band stehen auf 3 Ebenen mehrere Erntehelfer, pflücken vorsichtig die Äpfel vom Baum und legen sie auf dem Förderband ab. Dieses transportiert die Äpfel zu einer Erntekiste im mittleren Bereich des Fahrzeugs, dort werden die Äpfel abgelegt. Bürsten und Gummilippen sorgen dafür, dass die Äpfel schonend transportiert und gelegt werden, so dass keine Druckstellen entstehen. Im hinteren Bereich des Fahrzeugs stehen unten die bereits gefüllten Kisten und oben die leeren Kisten, die noch mit leckeren Äpfeln befüllt werden wollen. „Diese Maschine ist ganz neu“ sagt Tewes stolz, „hier kann rückenschonend gearbeitet werden, da sich niemand mehr bücken muss, um Äpfel in die Erntekisten zu legen. Es kann auf 3 Ebenen gleichzeitig gepflückt werden: unten, oben und in der Mitte des Baumes. Wenn eine Kiste voll ist und fast vollautomatisch getauscht wird, kann trotzdem weitergeerntet werden. Ein großer Fortschritt für uns, der uns hilft, wesentlich effizienter zu arbeiten.“ Es herrscht gute Stimmung bei den Erntehelfern, auch bei ihnen scheint das neue Gerät eine positive Wirkung zu zeigen. „Bist du denn bisher mit der Menge und Qualität zufrieden?“ frage ich. „Ja, antwortet Tewes, „der Elstar hing ein bisschen durch, sonst ist alles gut im Ertrag, bis auf die Frühäpfel Summercrisp, die waren enttäuschend. Mit der Qualität bin ich sehr zufrieden, leider haben durch die Hitze Anfang September einige Äpfel Sonnenbrand bekommen, das haben wir so nicht eingeschätzt, sonst hätten wir beregnet. Durch die Wasserverdunstung entsteht eine Kälte auf der Schale, die den Apfel davor schützt, durch starke Sonnenbestrahlung Schaden auf der Oberfläche zu nehmen. Das haben wir eben nicht gemacht, da man vor der Ernte die Äpfel nicht nochmal unbedingt nass machen möchte, auch um die Fahrgassen zu schonen, die sonst zu stark aufgeweicht werden.“ Tewes zeigt mir einige Früchte mit Sonnenbrand: die Schale ist großflächig braun, es sieht für mich aus wie Fäulnis, aber wenn man die Äpfel aufschneidet, sieht man, dass lediglich die Schale Schaden genommen hat.

Während wir den Erntehelfern bei der Arbeit zusehen, und ich noch kurz gezeigt bekomme, wie man richtig Äpfel pflückt, erzählt mir Tewes von den Herausforderungen speziell zur Erntezeit. Es sind hauptsächlich organisatorische Dinge: die Erntehelfer müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, es müssen genügend Arbeitskräfte da sein, wenn sich das Erntefenster auftut. Die Kisten müssen sauber und leer in ausreichender Menge auf dem Hof sein, die Maschinen und Traktoren müssen gewartet und einsatzbereit sein. Ein guter Workflow sollte implementiert sein, so dass kontinuierlich ohne große Unterbrechungen gearbeitet werden kann. Dazu braucht man geschulte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Tewes hat. „Das kann man alles beeinflussen und organisieren“, sagt Tewes, „nur das Wetter nicht. Wenn es jetzt dauernd regnet, kann man zwischen den Bäumen auf den sogenannten Fahrgassen kaum noch rangieren, ohne einzusinken und ohne den Boden stark zu beschädigen. Wir haben hier schwere Marschböden, das Wasser kann daher nicht gut abfließen – man kann dann nicht richtig arbeiten und wird stark zurückgeworfen. Alles andere haben wir aber gut im Griff“, meint Tewes.

Zum Schluss darf ich mir auch noch ein paar Äpfel ernten und mit nach Hause nehmen – meine ersten selbstgeernteten Äpfel! Die werden mir bestimmt besonders gut schmecken. Die Taschen voller Äpfel und mit vielen Informationen und Erkenntnissen bedanke ich mich bei Tewes und fahre glücklich und gesättigt von Hof – Meine Hände kleben am Lenkrad, immer noch der Birnensaft!

Herzlichen Dank an Tewes und sein Team für die Zeit, die ihr euch genommen habt, in der arbeitsreichsten Zeit des Jahres!

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Momentan ernten wir die Sorte Santana. Ein guter Einstieg in das Thema „Apfelallergie“. Santana ist eine Züchtung aus den Niederlanden mit den Eltern Elstar und Priscilla. Sie wurde 1996 in den Markt eingeführt und gilt als schorfresistent und gut verträglich für Allergiker.

Auf einem Obsthof groß geworden, war mir eine Unverträglichkeit oder Allergie gegen Äpfel völlig unbekannt. Die ersten Klaräpfel wurden Ende Juli geerntet, weiter ging es mit Frühsorten und schließlich mit den Lagersorten. Diese konnten im Kühlhaus bis ins nächste Frühjahr hinein gelagert werden, die letzten Glockenäpfel wurden sogar zusammen mit den Süßkirschen verkauft.

Als wir 1990 auf „Bio“ umstellten und auf Messen und Verkostungen unsere Äpfel zum Probieren anboten, begegneten mir die ersten Apfelallergiker. Sie berichteten, dass beim Verzehr Reizerscheinungen im Mund- und Rachenbereich auftreten würden.

Nach 30 Jahren Kundenkontakten teile ich die Allergiker folgenderweise auf:

1. Menschen, die Äpfel im rohen Zustand nicht, aber im gekochten Zustand essen können.
2. Menschen, die frische Äpfel, direkt vom Baum, essen können, aber nach längerer Lagerung, besonders im ULO, weniger gut vertragen
3. Umgekehrt die, die Äpfel essen können, wenn sie länger gelagert haben
4. Menschen, die nur einige Sorten vertragen
5. Menschen, die nur Bio-Äpfel vertragen
6. Menschen, die nur unsere Augustin-Äpfel vertragen (was uns besonders freut)

Nun der Versuch einer Erklärung:

Als erstes recherchiert man natürlich im Internet, wo man auf mehr als 34.000 Einträge stößt. Unmöglich, alles zu lesen.

Beim Erstellen unserer ersten Website und der Verbreitung des Internets gab es schon ein paar Eintragungen. Besonders der BUND Lemgo (www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html) hat sich des Themas schon früh angenommen und das Allergie-Apfelprojekt 2005 gestartet. Apfelallergiker können dort ihre Daten hinschicken und melden, welche Sorten sie gut und welche sie nicht gut vertragen. So sind im Laufe der Jahrzehnte zigtausend Meldungen dort eingegangen und eine Graphik verdeutlicht sehr gut, welches die verträglichsten Sorten sind.
Sie helfen Konsumenten bei der Auswahl. (Die BUND-Lemgo Sortenliste Apfelallergie Stand November 2022 – Nutzung und Verbreitung sind ausdrücklich erwünscht!)
Immer wieder kommen in Zusammenhang mit Allergien die Polyphenole ins Spiel. Sie gehören zu den Antioxidantien und somit zu den sekundären Pflanzenstoffen, die diese vor Schädlingen schützen. Auch für den Menschen sind sie gesund, sie wirken z. B. entzündungshemmend und krebsvorbeugend. Alle Vorteile aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen, wir sind ja bei den Allergien.
Es wurde nachgewiesen, dass alte Sorten mehr Polyphenole enthalten als neue, und dass ökologisch angebaute Äpfel mehr enthalten als konventionell angebaute. Ein Grund dafür könnte sein, dass Bio-Äpfel mit Gesteinsmehlen behandelt werden. Diese reizen die Schale, es kommt zur Produktion von Phenolen und der Apfel entwickelt eine natürliche Immunität. Diese fördern wir auch durch die regenerative Bodenbearbeitung, die wir seit mehreren Jahren erfolgreich praktizieren. Gesunder Boden, gesunde Mikroflora, gesunder Baum, gesunde Frucht – verträgliche Äpfel! Das könnte der Grund sein, warum unsere Kunden unsere Äpfel ohne Probleme essen können.

Nun bauen wir ja keine typischen alten Sorten mehr an, von vielen Verbrauchern zunehmend gewünscht, jedoch schwierig für den Handel. Sie sind gerbstoffhaltig, sehr säurebetont, meist grün und schnell unansehnlich. Häufig greifen die Kunden dann doch zu den makellosen neueren Züchtungen. Aber die Vorteile alter Sorten werden mehr und mehr mit der Schmackhaftigkeit und Ansehnlichkeit der neuen Sorten durch Züchtung verknüpft. So bauen Bio-Obstbauern vermehrt Santana, Topaz, Pinova, Antares, Freya und Greta an, Schorf und Mehltauresistenz und damit mehr Phenole inbegriffen. Also muss es nicht zwangsläufig so sein, dass alte Sorten gut und neue schlecht sind.
Eigentlich müsste es heißen: es gibt keine Allergie, sondern Menschen reagieren nur auf bestimmte Sorten und Anbauweisen allergisch.
Dazu noch ein kleiner Abstecher in die Wissenschaft:
In Äpfeln ist das Allergen Mal D 1 – ein Eiweißbaustein– ursächlich für das Auftreten von Allergien verantwortlich. Allerdings kann die Aneinanderreihung der Aminosäuren durch Verarbeitung in der Küche verändert werden. Das erklärt, warum Apfelmus meist keine Allergene mehr enthält. Mal D 1- Allergiker reagieren im Allgemeinen stärker auf länger gelagerte und auf überreife Äpfel. Eine Kreuzallergie kann mit dem ähnlichen Allergen von Birkenpollen entstehen.
Das Protein Mal D 3 ist hauptsächlich in der Schale zu finden. Es ist hitzebeständig und wird folglich nicht durchs Kochen zerstört. Mal D 3- Allergiker vertragen meist Äpfel aus Langzeitlagerung besser.
Ich persönlich suche häufig nach einer Erklärung für die Allergien, die wir vorher nicht kannten. Wir hatten nur das heimische Obst, und das auch nur saisonal. Was Zuviel war, wurde eingekocht oder tiefgefroren. Apfelsinen und Mandarinen gab es nur in der Weihnachtszeit, Bananen, wenn man etwas Besonderes feierte. Ist unser Körper generell überfordert mit dem Überangebot? Und wird deshalb eigentlich Harmloses vom Körper nicht mehr vertragen?
Abschließend kann ich empfehlen:
PROBIEREN GEHT ÜBER STUDIEREN!

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Unser Hoffest: 33 Jahre Augustin-Innovation

Aller guten Dinge sind drei: Am 30. April konnten wir endlich unser großes Hoffest feiern. Pandemiebedingt etwas später als geplant, aber dafür gab es gleich drei besondere Anlässe zum Feiern. Der Augustin Obsthof hat vor 33 Jahren auf Bio-Anbau umgestellt, die Augustin-Vermarktung hat 25-jähriges Bestehen und im letzten Jahr sind wir in unsere neue Sortierhalle umgezogen.

Bei der Festbegrüßung haben die Gründer Dierk & Katrin Augustin und das junge Geschäftsführer Duo Hinrich Quast und Catharina Augustin die großartigen Entwicklungsschritte mit ihren Erzählungen ausgeschmückt. 1990 zählten Bio-Äpfel noch zum Nischenprodukt, für das man sich die Kunden selber suchen musste. Der Anbau steckte noch in den Kinderschuhen, d.h. auch hier waren Eigeninitiative, Forschungs- und Pioniergeist gefragt. Aber nach drei bzw. fünf Jahren waren Dierk und Katrin nicht mehr alleine, weil Katrins Geschwister ihre Höfe auch auf Bio umgestellt haben. Eine gemeinschaftliche Bioproduktion und geschmackvolle Äpfel haben sie verbunden und die Augustin-Äpfel zu dem gemacht, was sie heute sind. Einige Auszubildende von Dierk waren von der Produktion so überzeugt, dass sie ihre Höfe auch biologisch bewirtschaften wollten. Alle Obstbauern, die heute über Augustin vermarkten waren auf dem Hoffest natürlich tatkräftig dabei und haben den ganzen Tag Führungen mit dem Trecker durch die Blüte der Obstplantagen auf dem Augustin-Hof angeboten. Man könnte ja denken, dass die Öko-Produktion so vorangeschritten ist, dass es keiner weiteren Entwicklungen mehr bedarf. Davon ist bei den Obstbauern der Augustin-Gruppe aber nichts zu merken. Der Pionier- und Forschungsgeist ist gerade bei den jungen Obstbauern zu spüren. Sie sehen die Nöte angesichts von Klimaveränderungen und möchten einen Obstanbau ermöglichen, der zu echter Pflanzen- und Bodengesundung führt.
Dazu passend gab es einen Workshop von Catharina, in dem die These vom Menschen als Teil der Natur beleuchtet wurde. Die Konsequenz wäre, dass wir den bewussten Umgang auch auf uns selbst beziehen und lernen müssen, uns als Ressource zu sehen mit der es einen nachhaltigen Umgang braucht. Wir können die Böden nicht auslaugen, den Menschen aber auch nicht.

Auch der Umzug in die neue Halle der Augustins ist das Resultat eines starken Teams. Vor dem Umzug stand es an, das soziale Fundament dieses Projekts zu gründen, was mit dem Generationswechsel nach drei Jahren (schweißtreibender) Arbeit gelungen ist. Das neue große Zuhause für die Aufbereitung der Augustin-Äpfel konnte an diesem Tag auch besichtigt werden, der Oldtimer Shuttle Bus nach Jork hat für eine unterhaltsame Fahrt in besonderem Ambiente gesorgt.
Für Erfrischung und Verpflegung vor Ort haben unter anderem unsere lieben Kollegen von Voelkel, Lammsbräu, Elbbrand, Frau Ingwer und der Münchhof gesorgt. Durch unsere fleißigen Abwaschbienen war es ein Fest fast ganz ohne Müll.

Am Ende des Tages waren wir ganz beseelt – von den vielen herzlichen Begegnungen, dem Sonnenschein, dem Gefühl, eine fantastische Gemeinschaft von Kunden, Geschäftspartnern, Freunden und Wegbegleitern, um uns zu haben. Vielen Dank dafür!

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Neubau

Der Umzug vom Obsthof zum Gewerbegebiet im Herzen des Alten Landes

Die Vermarktungsgesellschaft Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG ist aus dem Obsthof und dem Schaffen von Katrin und Dierk Augustin hervorgegangen. Anfangs wurde das Obst des Obsthofes Augustin und anschließend das Obst weiterer Obsthöfe der Familie und ehemaligen Lehrlingen von Dierk vermarktet. Alles aus den Räumlichkeiten des Obsthofes in Klein Hove heraus. Mit einer Sortiermaschine wurden die Äpfel, wie sie vom Baum in die Kiste und ins Lager kamen, in einem Schritt sortiert und verpackt. Mit steigenden Erntemengen aufgrund von Flächenzuwächsen wurden die Räumlichkeiten auf dem Obsthof immer enger. Es fehlte an Logistikflächen und Sortierkapazität. Jahrelang wurden in zwei Schichten 16 Stunden am Tag Äpfel sortiert und gepackt.
Um sich zukunftssicher aufzustellen, wurden 2015 die ersten Planungen aufgenommen. Ein neuer Standort wurde gesucht. Zu beengt war der Obsthof geworden. Die Straße nur mit Ausnahmegenehmigung für große LKW befahrbar. Erste Überlegungen wohin und wie wurden angestellt. Wie hoch muss die Produktivität der neuen Sortiermaschine sein? Wieviel Quadratmeter Kühlfläche werden benötigt? Welche Technik wird zum Abpacken der Äpfel benötigt, um möglichst leistungsfähig zu sein und die Kundenwünsche möglichst gut zu erfüllen?
Viele erste Planungen wurden in diesem Prozess gemacht, bewertet, geändert, verworfen und neu gedacht.
Als erster Schritt wurde ein leistungsfähiges Warenwirtschaftssystem im Jahr 2017 am alten Standort implementiert. Dieses bildet die Sortierung und Abpackung, Einkauf, Verkauf, Buchhaltung, Lagerhaltung und die Rückverfolgbarkeit ab.

Am 1. Juli 2019 konnte ein Grundstück im zweiten Teil des Jorker Gewerbegebietes, dem Ostfeld 2, erworben werden. Dieses etwa 12.500 m³ große, von Obstbäumen umgebene Grundstück sollte der neue Standort der Vermarktung und Aufbereitung aller Äpfel und Birnen von Bio-Obst Augustin werden.
Gemeinsam mit einem Architektenteam aus Hamburg und Fachplanern aus der Umgebung und den Obstbauern der Augustin-Gruppe wurde eine neue Sortier- und Packhalle mit Büroräumlichkeiten geplant, entworfen und umgesetzt. Diese neue Halle wurde durch die Landwirtschaftskammer Niedersachen mit den Mitteln der ELER-Förderung unterstützt. Sie wurde so geplant, dass auch in Zukunft das Obst der Augustin-Obstbauern marktgerecht, nach Kundenwunsch und mit geschätzter Hingabe an Qualität effizient aufbereitet und vermarktet werden kann.
Im Frühjahr 2021 begannen die ersten Erdarbeiten, es wurden Bohrpfähle gesetzt, die Platte gegossen und der Rohbau errichtet. Diese Phase war immer wieder von Lieferschwierigkeiten und Preiserhöhungen für den Rohbau geprägt. Dennoch konnte am 14.12.2021 ein kleines Richtfest gefeiert werden. Nachdem die Hülle fertiggestellt wurde, ging es an den Innenausbau. Das Büro und die Mitarbeiterräumlichkeiten wurden errichtet. Kühlräume aufgestellt, Elektrik installiert, Heizung und Sanitäranlagen gebaut. Parallel wurden auch die neue Sortiertechnik und die Packstraßen installiert. Mit Beginn der neuen Erntesaison im August 2022 wurden noch am alten Standort in Klein Hove die neuen Äpfel sortiert und gepackt, während am neuen Standort schon Birnen sortiert wurden. Ende September hat das Team dann die ersten Äpfel auf den Packlinien gepackt und es erfolgte der Umzug von Büro und Verwaltung, sowie die Inbetriebnahme der großen Sortiermaschine für Äpfel.

Seitdem arbeitet die Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG im Ostfeld 25, 21635 Jork. Es können hier auf 3.500 m² Hallenfläche Äpfel und Birnen sortiert, aufbereitet und verpackt werden. Die Apfelsortierung hat eine Leistungsfähigkeit von ca. 10 Tonnen pro Stunde, das sind gut 20 Europaletten mit je 64 Ifco á 8 kg. Sie bietet die Möglichkeit, die Äpfel mit 52°C warmen Wasser zu behandeln, um Gloesporium-Infektionen der Äpfel vorzubeugen und das Shelf-Life zu verbessern. Auf der zweiten Sortiermaschine können Birnen oder kleine Partien Äpfel mit einer Leistung von ca. 2,5 Tonnen pro Stunde vorsortiert werden. Nach der Sortierung kommt die vorsortierte Ware in ein Kühllager, welches ein Gesamtvolumen von 600 Tonnen Äpfel fassen kann. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, Ware in vier Ultra-Low-Oxygen-Lägern haltbarer zu lagern. Die Kapazität liegt bei etwa 200 Tonnen, wobei die Hälfte auch zur Birnenlagerung bei -1,0°C ausgelegt ist. Aus den Kühllägern kommt die Ware in den Verpackungsbereich, wo auf drei Linien Äpfel und Birnen in unterschiedlichste Verpackungen abgepackt werden und die letzte, händische Qualitätskontrolle erfolgt. Es gibt die Möglichkeit, das Obst lose, gelegt oder gelegt und gelabelt, in 4er und 6er Schalen zu verpacken. Dabei gehen die Gebindegrößen von 3 kg gelegt, über 8 kg Mehrwegsteigen bis hin zu Großverpackungen wie einer 130 kg fassenden Verkaufsgroßkiste. Das Leergut wird in der Halle gelagert und auf einer Leergutbühne aufbereitet und von dort direkt auf die Linien gegeben. Die Linie für lose und gelegte Ware hat eine Leistungsfähigkeit von bis zu acht Paletten pro Stunde. Das Palettieren übernimmt ein automatischer Palettierer, sodass auf dieser Linie keine schwere Kiste mehr mit Muskelkraft gehoben werden muss. Fertige Paletten werden gebunden und mit Etiketten ausgezeichnet und finden ihren Weg in den Kühlraum nebenan. Dieses Kommissionslager hat Stellplätze für etwa 150 Europaletten. In die Mitte des Lagers werden die fertigen Paletten nach Kundenauftrag kommissioniert und können über zwei LKW-Verladebrücken direkt auf die LKW verladen werden.

Auf dem Dach der Sortierhalle ist eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 100 KW installiert, um einen Großteil des Strombedarfes der Kühlung und Produktion selbst zu decken. Die Abwärme der Kühlanlagen wird genutzt, um die Büro- und Mitarbeiterräumlichkeiten, sowie gezielt die Hallenbereiche der Verpackungslinien zu beheizen. Um die Wärmeleistung für die Heißwasserbehandlung der Äpfel zu liefern, wurde eine Heizungsanlage installiert, die mit Holzpellets betrieben wird.
Die Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG freut sich sehr, am neuen Standort angekommen zu sein und hier zukunftssicher die Ernte ihrer zehn angeschlossenen Obstbaubetriebe partnerschaftlich und auf Augenhöhe aufbereiten und vermarkten zu können.

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