Der Umzug vom Obsthof zum Gewerbegebiet im Herzen des Alten Landes
Die Vermarktungsgesellschaft Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG ist aus dem Obsthof und dem Schaffen von Katrin und Dierk Augustin hervorgegangen. Anfangs wurde das Obst des Obsthofes Augustin und anschließend das Obst weiterer Obsthöfe der Familie und ehemaligen Lehrlingen von Dierk vermarktet. Alles aus den Räumlichkeiten des Obsthofes in Klein Hove heraus. Mit einer Sortiermaschine wurden die Äpfel, wie sie vom Baum in die Kiste und ins Lager kamen, in einem Schritt sortiert und verpackt. Mit steigenden Erntemengen aufgrund von Flächenzuwächsen wurden die Räumlichkeiten auf dem Obsthof immer enger. Es fehlte an Logistikflächen und Sortierkapazität. Jahrelang wurden in zwei Schichten 16 Stunden am Tag Äpfel sortiert und gepackt.
Um sich zukunftssicher aufzustellen, wurden 2015 die ersten Planungen aufgenommen. Ein neuer Standort wurde gesucht. Zu beengt war der Obsthof geworden. Die Straße nur mit Ausnahmegenehmigung für große LKW befahrbar. Erste Überlegungen wohin und wie wurden angestellt. Wie hoch muss die Produktivität der neuen Sortiermaschine sein? Wieviel Quadratmeter Kühlfläche werden benötigt? Welche Technik wird zum Abpacken der Äpfel benötigt, um möglichst leistungsfähig zu sein und die Kundenwünsche möglichst gut zu erfüllen?
Viele erste Planungen wurden in diesem Prozess gemacht, bewertet, geändert, verworfen und neu gedacht.
Als erster Schritt wurde ein leistungsfähiges Warenwirtschaftssystem im Jahr 2017 am alten Standort implementiert. Dieses bildet die Sortierung und Abpackung, Einkauf, Verkauf, Buchhaltung, Lagerhaltung und die Rückverfolgbarkeit ab.
Am 1. Juli 2019 konnte ein Grundstück im zweiten Teil des Jorker Gewerbegebietes, dem Ostfeld 2, erworben werden. Dieses etwa 12.500 m³ große, von Obstbäumen umgebene Grundstück sollte der neue Standort der Vermarktung und Aufbereitung aller Äpfel und Birnen von Bio-Obst Augustin werden.
Gemeinsam mit einem Architektenteam aus Hamburg und Fachplanern aus der Umgebung und den Obstbauern der Augustin-Gruppe wurde eine neue Sortier- und Packhalle mit Büroräumlichkeiten geplant, entworfen und umgesetzt. Diese neue Halle wurde durch die Landwirtschaftskammer Niedersachen mit den Mitteln der ELER-Förderung unterstützt. Sie wurde so geplant, dass auch in Zukunft das Obst der Augustin-Obstbauern marktgerecht, nach Kundenwunsch und mit geschätzter Hingabe an Qualität effizient aufbereitet und vermarktet werden kann.
Im Frühjahr 2021 begannen die ersten Erdarbeiten, es wurden Bohrpfähle gesetzt, die Platte gegossen und der Rohbau errichtet. Diese Phase war immer wieder von Lieferschwierigkeiten und Preiserhöhungen für den Rohbau geprägt. Dennoch konnte am 14.12.2021 ein kleines Richtfest gefeiert werden. Nachdem die Hülle fertiggestellt wurde, ging es an den Innenausbau. Das Büro und die Mitarbeiterräumlichkeiten wurden errichtet. Kühlräume aufgestellt, Elektrik installiert, Heizung und Sanitäranlagen gebaut. Parallel wurden auch die neue Sortiertechnik und die Packstraßen installiert. Mit Beginn der neuen Erntesaison im August 2022 wurden noch am alten Standort in Klein Hove die neuen Äpfel sortiert und gepackt, während am neuen Standort schon Birnen sortiert wurden. Ende September hat das Team dann die ersten Äpfel auf den Packlinien gepackt und es erfolgte der Umzug von Büro und Verwaltung, sowie die Inbetriebnahme der großen Sortiermaschine für Äpfel.
Seitdem arbeitet die Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG im Ostfeld 25, 21635 Jork. Es können hier auf 3.500 m² Hallenfläche Äpfel und Birnen sortiert, aufbereitet und verpackt werden. Die Apfelsortierung hat eine Leistungsfähigkeit von ca. 10 Tonnen pro Stunde, das sind gut 20 Europaletten mit je 64 Ifco á 8 kg. Sie bietet die Möglichkeit, die Äpfel mit 52°C warmen Wasser zu behandeln, um Gloesporium-Infektionen der Äpfel vorzubeugen und das Shelf-Life zu verbessern. Auf der zweiten Sortiermaschine können Birnen oder kleine Partien Äpfel mit einer Leistung von ca. 2,5 Tonnen pro Stunde vorsortiert werden. Nach der Sortierung kommt die vorsortierte Ware in ein Kühllager, welches ein Gesamtvolumen von 600 Tonnen Äpfel fassen kann. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, Ware in vier Ultra-Low-Oxygen-Lägern haltbarer zu lagern. Die Kapazität liegt bei etwa 200 Tonnen, wobei die Hälfte auch zur Birnenlagerung bei -1,0°C ausgelegt ist. Aus den Kühllägern kommt die Ware in den Verpackungsbereich, wo auf drei Linien Äpfel und Birnen in unterschiedlichste Verpackungen abgepackt werden und die letzte, händische Qualitätskontrolle erfolgt. Es gibt die Möglichkeit, das Obst lose, gelegt oder gelegt und gelabelt, in 4er und 6er Schalen zu verpacken. Dabei gehen die Gebindegrößen von 3 kg gelegt, über 8 kg Mehrwegsteigen bis hin zu Großverpackungen wie einer 130 kg fassenden Verkaufsgroßkiste. Das Leergut wird in der Halle gelagert und auf einer Leergutbühne aufbereitet und von dort direkt auf die Linien gegeben. Die Linie für lose und gelegte Ware hat eine Leistungsfähigkeit von bis zu acht Paletten pro Stunde. Das Palettieren übernimmt ein automatischer Palettierer, sodass auf dieser Linie keine schwere Kiste mehr mit Muskelkraft gehoben werden muss. Fertige Paletten werden gebunden und mit Etiketten ausgezeichnet und finden ihren Weg in den Kühlraum nebenan. Dieses Kommissionslager hat Stellplätze für etwa 150 Europaletten. In die Mitte des Lagers werden die fertigen Paletten nach Kundenauftrag kommissioniert und können über zwei LKW-Verladebrücken direkt auf die LKW verladen werden.
Auf dem Dach der Sortierhalle ist eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 100 KW installiert, um einen Großteil des Strombedarfes der Kühlung und Produktion selbst zu decken. Die Abwärme der Kühlanlagen wird genutzt, um die Büro- und Mitarbeiterräumlichkeiten, sowie gezielt die Hallenbereiche der Verpackungslinien zu beheizen. Um die Wärmeleistung für die Heißwasserbehandlung der Äpfel zu liefern, wurde eine Heizungsanlage installiert, die mit Holzpellets betrieben wird.
Die Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG freut sich sehr, am neuen Standort angekommen zu sein und hier zukunftssicher die Ernte ihrer zehn angeschlossenen Obstbaubetriebe partnerschaftlich und auf Augenhöhe aufbereiten und vermarkten zu können.
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