Hormone
Ziel jedes Obstbauern ist Triebwachstum und Fruchtansatz ins Gleichgewicht zu bringen, denn nur dann kann ein Baum über Jahre hinweg konstant einen gleichmäßigen Ertrag bringen. Die Grundlage dafür schaffen wir in den Sommermonaten. Das Wachstum der Bäume und der Früchte wird von einer Handvoll Hormone gesteuert. Die wichtigsten sind Auxine, Cytokinine und Gibberelline.
Auxine sind unter anderem für das Längenwachstum der Zweige verantwortlich. Sie werden in Triebspitzen gebildet und wandern polar, also mit der Schwerkraft zu den Wurzeln. Auf ihrem Weg dorthin hemmen sie die Cytokinine, die die Seitenverzweigung initiieren.
Äpfel und Birnen wachsen am mehrjährigen verzweigten Holz, weswegen wir versuchen die Hemmung der Cytokinine aufzuheben. Das machen wir, indem wir die steil nach oben wachsenden Zweige nach unten binden. Die Auxine können dann nicht mehr polar transportiert werden und lassen die Cytokinine ihre Arbeit verrichten.
Auch die Anzahl der Äpfel pro Baum ist hormonell bedingt. Dafür verantwortlich ist das in den Kernen vorhandene Gibberellin. Je mehr Äpfel ein Baum trägt, desto höher ist die Konzentration des Hormons. Gibberellin hemmt die Blütenknospenbildung für das darauffolgende Jahr. So kommt das Phänomen der Alternanz zustande: Bäume die in einem Jahr volltragend sind, tragen im darauffolgendem Jahr fast gar nicht mehr. Diesen Teufelskreis versuchen wir zu durchbrechen, indem wir in voll tragenden Anlagen den Behang ausdünnen.
In schwach tragenden Anlagen steckt der Baum seine überschüssige Energie in das vegetative Wachstum. Die Bäume bilden dann jede Menge Wasserschosse; in Massen wachsende Triebe, die den Baum buschartig wuchern lassen. Diese Wasserschosse werden ebenfalls von uns entfernt. Diese Arbeit bringt außerdem den Vorteil, dass die am Baum hängenden Früchte mehr Licht erhalten. Die Sonne verleiht den Äpfeln Immunkräfte, sie heilt, stabilisiert und schenkt ihnen ein leckeres Zucker-Säure-Verhältnis.
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